Die Gegner von Syriens Machthaber Assad verstehen die Welt nicht mehr: Ein einziges Mohammed-Schmähvideo bringt die Araber zur Raserei, während sie das tägliche Morden in Syrien kalt lässt. In diesem Propagandakrieg bleibt den Aktivisten nur eine Waffe - ihr schwarzer Humor.
 
Jamen sucht seine Rettung in diesen Tagen im Zynismus. Für den 28-jährigen Muslim aus Damaskus steht fest, wer der wahre Profiteur des 15-minütigen Schmähvideos über den Propheten Mohammed ist, das in den vergangenen Tagen Gewalt und Krawalle vor mehreren US-Botschaften in der arabischen Welt ausgelöst hat: "Baschar al-Assad schreibt sicher gerade einen Dankesbrief an den Regisseur", sagt der Gegner des syrischen Machthabers SPIEGEL ONLINE.

"Die Araber sind sehr emotional"
Dumari, eine beliebte syrische Satire-Facebook-Seite, hat die Krawalle folgendermaßen kommentiert: "Die Araber sind sehr emotional. Filme bringen sie zum Lachen, zum Weinen, zum Toben, zum Ausflippen und zum Töten. Aber wenn sie sehen, wie in Syrien Moscheen und Kirchen bombardiert, Korane verbrannt und Frauen beleidigt werden, kümmert es sie nicht. Weil es kein Film ist, sondern Realität. Wir wünschten, was gerade in Syrien passiert, wäre ein Film. Wenigstens dann würden die Araber etwas für uns tun."

Nicht immer sind Krawalle gegen Einrichtungen des Westens nach Islambeleidigungen so spontane Volksäußerungen, wie sie scheinen. Immer wieder werden sie gezielt zu politischen Zwecken angezettelt. In Syrien demonstrierten 2006 Dutzende gegen dänische Karikaturen, die den muslimischen Propheten Mohammed beleidigten. Die Proteste eskalierten. Der Mob stürmte die dänische und norwegische Botschaft in Damaskus und setzte sie in Brand.

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